Wie viel Gaming ist in Ordnung?

Wie viel Gaming ist in Ordnung?

Nicht jeder Spieler ist ein Süchtiger, bevor Sie also eventuell überreagieren, sollten Sie sich vergegenwartigen, dass Gaming ein Multimilliarden-Dollar-Geschäft ist. Und in diesen Zeiten, in denen in fast jedemHaushalt ein Computer oder eine Spielekonsole steht, kann natürlich
nicht gleich jeder, der spielt, als süchtig bezeichnet werden. Eine durchschnittliche Spieldauer von 1 bis 2 Stunden am Tag gilt als in Ordnung. Und solange die Schule, Ausbildung oder Arbeit nicht
darunter leiden, ist das Spielen – auch wenn es mal langer dauert – nicht schädlich. Dies betrifft 95% aller Online-Spieler, die mit Online- Spielen gut umgehen konnen und rechtzeitig den „Aus-Knopf“ an ihrem Computer oder ihrer Spielkonsole finden.

Wie kann ich einem Angehörigen oder Freund helfen?

Während Sie bei den bisher genannten Masnahmen, die Sie bei sich selbst anwenden sollten, den wichtigen Schritt, das Problem zu erkennen, bereits geschafft haben, stehen Sie in dem Fall, dass Sie einem anderen Menschen helfen wollen, wahrscheinlich zunächst vor der schwierigen Aufgabe, ihn erst einmal davon zu überzeugen, dass er ein Problem hat, bei dem er dringend Hilfe braucht. Es sei denn, er hat dies bereits selbst erkannt und hat Sie vielleicht sogar selbst um Hilfe gebeten. Dies wurde alles naturlich sehr erleichtern. Ist dies nicht der Fall, muss Ihnen klar sein, dass Sie allein fur diesen Schritt viel Energie und Geduld aufbringen mussen, da der Betroffene sehr
aggressiv und ablehnend reagieren wird, wenn Sie ihn direkt auf seine Abhangigkeit ansprechen.

Der “Kalte Entzug”, also das sofortige Abschalten der Internet-Verbindung, ist nicht ratsam, weil diese Masnahme bei den Betroffenen zu extremen Wutanfällen und Aggression führen kann. Sie mussen einen Mittelweg finden und sollten zunachst keine rigorosen Masnahmen ergreifen, da dies den Betroffenen noch mehr isolieren wurde. Sie sehen schon, Sie benotigen auserdem noch sehr viel Fingerspitzengfuhl.

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1. Seien Sie geduldig

Sprechen Sie mit dem Betroffenen uber die Gefahren, die exzessives Spielen mit sich bringt. Verzichten Sie auf direkte Andeutungen, dass er oder sie bereits suchtig ist oder ein ernsthaftes Problem hat. Seien Sie zunachst verständnisvoll und geduldig und erklären Sie dem Betroffenen, das er seine Pflichten vernachlässigt und zu viel Zeit am Bildschirm verbringt. Diese Ansprache wird bei dem Betroffenen wahrscheinlich nicht gut ankommen, er wird versuchen, sie zu ignorieren. Vielleicht reagiert er auch beleidigt und abwehrend. Nun müssen Sie den Druck aufrecht erhalten.

Versuchen Sie, mit dem Betroffenen uber andere Dinge zu sprechen, die in der Welt oder in Ihrem gemeinsamen Umfeld passieren. Wenn der Betroffene etwas zugänglicher ist, sollten Sie sich zusammen die 45 Minuten lange ARD-Dokumentation „Spielen spielen spielen: Wenn der Computer süchtig macht“ ansehen, die Sie im Internet auf „Youtube“ unter https://youtu.be/FA58dqHqUdY finden.

Zeigen Sie Interesse fur das Spiel und lassen sie sich das Spiel und den Reiz daran erklaren. Beginnen Sie jedoch auf keinen Fall, aktiv mitzuspielen. Manche Eltern oder Partner halten es fur eine gute Idee, im Spiel des Betroffenen mitzuspielen, um mehr Verständnis für die Situation zu bekommen und um wenigstens in der virtuellen Welt Zeit mit dem Betroffenen verbringen zu können, wenn dies schon im realen Leben kaum noch möglich ist.

Dies ist nicht zu empfehlen, da der Spielsüchtige in vielen Fallen gereizt reagiert, wenn jemand mitspielen mochte, speziell, wenn es ein “Neuling” ist, der mit dem Spiel bisher keine Erfahrung hat. Aber in jedem Fall wird es das Problem nur verschlimmern. Der Spieler kann dies auch als Aufwertung oder Anerkennung seiner Fähigkeiten im Spiel auffassen und sich dadurch erst recht ermutigt und bestätigt fühlen.

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Dennoch sollten Sie sich erklären lassen, wie das Spiel funktioniert und was genau den Reiz ausmacht. So entwickeln Sie Verständnis für den Betroffenen und dadurch fühlt dieser sich ernst
genommen. Ausserdem erfahren Sie so eventuell, was dem Betroffenen im richtigen Leben fehlt.

2. Nicht zu viel Druck ausüben

Zwingen Sie den Betroffenen nicht dazu, Dinge zu tun, die er nicht tun möchte. Ihn zum Beispiel zum Besuch einer Veranstaltung zu zwingen wird ihn noch aggressiver machen. Besser ist es, Sie machen ihm Vorschlage aber uberlassen ihm die Entscheidung, was er tun mochte, selbst. Seien Sie verständnisvoll und verwenden Sie kleine “Verstärker” in Form von Belohnungen, um ihn möglichst vom Bildschirm fernzuhalten. Unnötig darauf hinzuweisen, dass diese Belohnungen selbstverständlich kein neues Spiel oder eine neue Spielkonsole sein sollte.

3. Ignorieren Sie das Problem nicht

Darauf zu warten, dass die Sucht von allein verschwindet ist, wie wenn man sich passiv und blind auf sein Schicksal verlasst, wenn man etwas erreichen will, und sonst nichts dafur tut. Es kann eine lange und fruchtlose Zeit werden. Es gibt Fälle bei denen Spieler ihr Leben lang süchtig waren, ohne Hilfe zu suchen, obwohl sie zeitweise sogar erkannt haben, dass Hilfe erforderlich wäre. Also warten Sie unter keinen Umstanden, bis sich das Problem von selbst erledigt. Ein einzelnes Spiel kann vielleicht irgendwann seinen Reiz verlieren, aber bei hunderten von Spielen, die jährlich neu auf den Markt kommen, gibt es niemals ein “Game Over”.

4. Provozieren Sie nicht

Von einigen Eltern und Partnern wurde berichtet, dass betroffene Familienangehörige oder Partner extrem aggressiv reagiert und selbst vor Gewaltanwendung nicht zuruckgeschreckt haben, um
zuruck an die Spielekonsole zu kommen. Nicht selten wurde in diesen Fallen sogar die Polizei eingeschaltet.

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Zunächst können Sie nichts anderes tun als Verstandnis fur die Situation, die psychische Instabilitat und das starke Verlangen des Betroffenen nach dem Spiel aufzubringen und versuchen zu helfen, wie es in Ihrer Macht steht, ohne zu riskieren, selbst körperlich attackiert zu werden. Versuchen Sie also nicht, den Betroffenen zu provozieren, indem Sie ihn z.B. zwingen, die Konsole und den Bildschirm auszuschalten oder indem Sie ihm diese wegnehmen. Dies verbietet sich vor allem dann, wenn er in jugendlichem Alter ist und/oder wenn er körperlich stärker ist als Sie selbst.